Samstag, 15. Dezember 2012

Dämonisch und Humorvoll

Performance. Damir Avdić: THE CONCHERED ARE COMING TO CONCER THE CONCHESTOR. Vorstellung am 14.12.12., 21.00h 
Damir Avdic
Gestern endete mein Kampnagel-Abend mit einer Performance von Damir Avdić. Der Titel ist krass: The conchered are coming to concer the conchestor. Wie bitte? Ein Missverständnis? Nein. Aber ein Hinweis.

Am Eingang des Raumes drückt mir der Einlasser Oropax in die Hand. Ich lehne ab. Ich will das unverfälschte Erlebnis. Und das bekomme ich auch, nicht beschönigt, sondern original. Damir Avdic kommt auf die Bühne, nur mit einer Boxershorts bekleidet. Wie wahnsinnig, teuflisch streift sein Blick das Publikum. „I am the devil and I´m going to meet you in hell“ sind seine ersten Worte, während er Liegestütze macht. Erwartungsvolle Stille. Er wechselt zwischen bosnisch und broken-english und verhandelt das politische System aus der Sicht eines Migranten. Leise kommen mehr Zuschauer in den Raum. Stühle klappern, Taschen rascheln, aber er ist ungehindert in seinem Element. Er steht auf und hampelt wie ein Teufel auf glühenden Kohlen, während er mehrmals seinen ersten Satz wiederholt. „I am the devil and I´m going to meet you in hell“.

Schnitt.


Avdić zieht sich etwas an, nimmt die E-Gitarre in die Hand und mit der Stille ist es vorbei. Krasse Klänge schwingen durch den Raum. Spätestens jetzt packt es mich. Ich bin gefangen in der Performance, völlig gebannt. Er singt auf bosnisch. Ich habe keine Idee, was er sagt. Die Sprache ist mir fremd. Aber spielt das eine Rolle? Für mich nicht. Die Performance scheint für sich zu sprechen. Die Gitarre weiterhin in der Hand, fängt er an, eine persönliche Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte in seiner Geschichte. Er ist in Amerika und berichtet von den Missverständnissen zwischen Menschen, zwischen Ansichten, zwischen Kulturen, zwischen Sprachen. Wortspiele. Eine tragische Komik. Ich muss lachen und viele mit mir.
Akzente setzt er durch den Sound und durch den häufigsten Satz des Abends: „I am the devil and I´m going to meet you in hell“. Mit seinen Fingern deutet er Teufelshörner an. Lachen. Zurück ans Mikro. Letzte Gitarren Riffs, ein paar Worte und ein mehrsprachiges Dankeschön an die Zuschauer.

Ende.

Nicht ganz. Der Applaus verleitet ihn zu einer Gitarrenzugabe. Aber dann: Ende.
Ich gehe zum Bus und bin beeindruckt, aber habe ich auch verstanden, was Damir Avdić mir vermitteln wollte? Vielleicht nicht, aber eines habe ich verstanden...

„I am the devil and I´m going to meet you in hell

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