Theaterstück. GHETTO BLASTER (Regie: Branko Simic) Vorstellungen am: 05./06./07.12.12., jeweils
20.00h
Ich bin in einem Land
geboren und in einem anderen aufgewachsen. Manchmal bin ich auch hier geboren
und war kurz wo anders. Es passiert aber auch gerne mal, dass ich einfach hier
geboren, aufgewachsen und auch gestorben bin. Ich spreche, wie man unschwer
erkennen mag, Deutsch. Ich beherrsche auch andere Sprachen: Englisch,
Französisch, Spanisch, Italienisch, Kurdisch, Türkisch, Persisch, Arabisch,
Russisch, Portugiesisch, Hebräisch und natürlich besitze ich auch
Grundkenntnisse in christlich, jüdisch und islamisch. Merken Sie wie viele
Gemeinsamkeiten wir haben oder sehen sie gerade nur die Dinge, die uns
unterscheiden? Dabei steckt ein Teil von mir auch in Ihnen. Falls Sie mir nicht
glauben wollen, erkläre ich es Ihnen gerne mit einem Theaterstück.
Quelle: Kampnagel. (c) Wolfgang Unger |
Ach, Sie sagen es betrifft Sie nicht? Sie haben kein Problem mit „Fremden“? Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Sie es bezaubernd finden, wie die ‚Edel-Migrantin’ Sylvie van der Vaart mit ihrem holländischen Akzent moderiert, aber es als störend empfinden, dass die auffälligen schwarzhaarigen Männer neben Ihnen auf der Straße lauthals genauso oder ähnliches schlechtes Deutsch sprechen? Dem Stück und mir schon.
Deswegen entschied sich Regisseur Branko Simic eine Mischung aus „Gastgeberschaft, reißender Musik und geduckter Dramaturgie“ zu inszenieren. Es soll Ihnen unter anderem zeigen, dass die Gentrifizierung in Wilhelmsburg so weit reicht, dass die Bewohner dort, die jahrelang diesen Stadtteil mitaufgebaut und auch ausgemacht haben, gezwungen sind, sich der höheren Macht des Mietspiegels zu ergeben und wegzuziehen.
Tante Emma (oder dem Jahr 2012 angepasst: „Onkel Mustafa“) wüsste gar nicht, wie und wodurch die steigenden Mietpreise zu erklären, gar zu bezahlen sind. Ja, Sie nennen sie Migranten oder Ausländer, das Stück „Ghetto Blaster“ nennt diese Heimatlosen einfach nur Menschen, die sich, genau wie alle anderen, Respekt und Liebe voneinander wünschen.
|
Niemand braucht Politiker,
die sich öffentlich der Verantwortung entziehen und sich rechtfertigen, warum
die Integrationspolitik gescheitert ist. Es geht nicht um die Entschuldigungen
für Vergangenes, es geht um das Bewusstsein für die Zukunft.
Wir lernen immer noch, was
es bedeutet ein Kosmopolit zu sein und sind noch lange nicht da, wo wir
miteinander sein müssten. Deswegen ist es wichtig offen diesen Themen gegenüber
zu sein, da es etwas ist, das uns alle betrifft. Mich und ich und mich und
dich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen